Glutamat
Glutamat kommt ganz natürlich in vielen Lebensmitteln vor.
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Glutamat: Wundermittel oder unterschätzte Gefahr?

Über kaum ein Lebensmittel-Thema wird so heiß diskutiert wie über Glutamat. Wenn also in Medien, Kochforen oder Alltagsgesprächen jemand von „Glutamat“ spricht, ist in der Regel die zugesetzte Variante als Geschmacksverstärker gemeint und nicht das Glutamat, das von Natur aus in unseren Lebensmitteln vorkommt oder von unserem Körper produziert wird.

Für die einen ist es ein harmloser Geschmacksverstärker, für die anderen ein Stoff, der Kopfschmerzen, Heißhunger oder sogar Krankheiten auslösen kann. Doch für unsere eigene Gesundheit und unser Wohlbefinden ein wichtiger Neurotransmitter im Gehirn. Was steckt wirklich dahinter?

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Was ist Glutamat überhaupt?

Stell dir vor, deine Zunge hat fünf Hauptgeschmacksrichtungen: süß, sauer, salzig, bitter und… umami! Umami ist das japanische Wort für „köstlich“ und beschreibt einen herzhaften, vollmundigen Geschmack.

Und genau diesen Umami-Geschmack liefert Glutamat. Glutamat ist die Salzform der Glutaminsäure, einer Aminosäure, die ganz natürlich in vielen Lebensmitteln vorkommt – etwa in Tomaten, Parmesan, Pilzen, Seetang, Sojasauce oder Fleisch.

Glutamat ist also keine Erfindung der Lebensmittelindustrie, sondern etwas, das die Natur schon immer genutzt hat, um Speisen schmackhaft zu machen. Industriell wird es als Mononatriumglutamat (MSG) hergestellt und in vielen Fertigprodukten eingesetzt, um den herzhaften Umami-Geschmack zu verstärken.

Ein spannender Aspekt: Glutamat im Gehirn

Glutamat ist die ionisierte Form der Glutaminsäure, eine Aminosäure, die als Baustein für Proteine dient und im menschlichen Körper auf natürliche Weise produziert wird. In unserem Gehirn ist es ein wichtiger Neurotransmitter und sorgt für die Signalübertragung zwischen Nervenzellen.

Ein Zuviel an Glutamat im Gehirn wird mit neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson in Verbindung gebracht. Glutamat aus Lebensmitteln kann unter normalen Umständen die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden und ins Gehirn gelangen. Die Blut-Hirn-Schranke ist eine schützende Barriere, die den Eintritt von schädlichen Stoffen ins Gehirn verhindert.

Die meisten Forscher halten es für unwahrscheinlich, dass die Aufnahme von Glutamat über die Nahrung zu einer schädlichen Konzentration im Gehirn führt. Allerdings können bei bestimmten Krankheiten, die die Blut-Hirn-Schranke beeinflussen, oder bei Menschen mit einer Glutamat-Unverträglichkeit Probleme auftreten.

Warum ist Glutamat so beliebt?

Glutamat hat eine besondere Eigenschaft: Es verstärkt andere Aromen. Dadurch schmeckt ein Gericht intensiver, ohne dass mehr Salz oder andere Gewürze nötig wären. Für die Lebensmittelindustrie ist das ein Segen, denn mit günstigen Zutaten lässt sich ein Produkt dennoch „lecker“ machen.

Im allgemeinen Sprachgebrauch meint man mit „Glutamat“ fast immer das künstlich zugesetzte Geschmacksverstärker, der in vielen Fertigprodukten, Snacks und Restaurantgerichten vorkommt. Das führt oft zu Verwirrung, weil es eigentlich mehrere Bedeutungen gibt:

  • Natürlich vorkommendes Glutamat – das Salz der Glutaminsäure, das in vielen Lebensmitteln steckt (z.B. Tomaten, Parmesan, Pilze, Sojasauce).
  • Mononatriumglutamat (MSG) – die industriell hergestellte Form, die als Zusatzstoff (E 621) in Lebensmitteln verwendet wird.
  • Natürliches Glutamat im Körper – Unser Körper stellt Glutamat selbst her und viele wichtige Funktionen benötigen es, zum Beispiel unser Gehirn.

Geschmacksverstärker in Lebensmitteln

Kennzeichnungen mit E-Nummern und ihre Bedeutung:

  • E 620: L-Glutaminsäure
  • E 621: Mononatriumglutamat (am häufigsten verwendet)
  • E 622: Monokaliumglutamat
  • E 623: Calciumdiglutamat
  • E 624: Monoammoniumglutamat
  • E 625: Magnesiumdiglutamat

Ist Glutamat schädlich?

Hier scheiden sich die Geister. Offiziell gilt Mononatriumglutamat laut der Europäischen Lebensmittelbehörde (EFSA) als sicher, solange bestimmte Mengen nicht überschritten werden. Dennoch berichten viele Menschen von Nebenwirkungen wie:

  • Kopfschmerzen
  • Schwindel
  • Herzklopfen
  • Übelkeit
  • Taubheitsgefühle
  • starker Durst

Diese Symptome sind als „China-Restaurant-Syndrom“ bekannt. Wissenschaftlich konnte jedoch kein eindeutiger Zusammenhang bestätigt werden. Interessant ist, dass Menschen unterschiedlich empfindlich reagieren – manche spüren gar nichts, andere sofort.

Tipps für den Alltag

Wer Glutamat reduzieren möchte, kann auf ein paar einfache Strategien achten:

  • Etiketten lesen: Glutamat versteckt sich nicht nur unter „Mononatriumglutamat“, sondern auch hinter Begriffen wie „Würze“, „Hefeextrakt“ oder „Aroma“.
  • Frisch kochen: Je weniger Fertigprodukte, desto geringer die Glutamat-Belastung.
  • Natürlicher Umami-Genuss: Lieber Parmesan, Pilze oder getrocknete Tomaten nutzen, statt künstliche Geschmacksverstärker.
  • Auf den Körper hören: Wer nach Glutamat-haltigen Speisen Beschwerden hat, sollte den Konsum reduzieren.

Fazit: Du musst es nicht verteufeln

Glutamat ist ein natürlicher Geschmacksstoff, der unseren Speisen eine herzhafte Note verleiht. Während die einen problemlos damit leben, reagieren andere empfindlich. In der Lebensmittelindustrie wird es clever eingesetzt, um den Geschmack zu intensivieren. Obwohl es früher einen schlechten Ruf hatte, gilt es heute als sicher und ist für die meisten Menschen unbedenklich.

Industriell hergestelltes Glutamat ist weder das pure Gift noch das große Wundermittel. Es kommt ganz auf die Menge und die persönliche Sensibilität an. Sicher ist jedoch: Je natürlicher und frischer wir essen, desto weniger sind wir auf solche Zusätze angewiesen – und desto bewusster können wir den echten Geschmack von Lebensmitteln genießen.

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